Unter dieser Überschrift ist vieles möglich. Das gefällt mir, inspiriert mich, öffnet Türen …
gerade jetzt im Advent ...
Ich liebe Gedichte - auch dieses - hinzu kommt, es passt wirklich gut zu meinem Thema.
Vorübungen für ein Wunder (Erich Fried)
Vor dem leeren Baugrund
mit geschlossenen Augen warten
bis das alte Haus
wieder dasteht und offen ist
Die stillstehende Uhr
so lange ansehen
bis der Sekundenzeiger
sich wieder bewegt
An dich denken
bis die Liebe
zu dir wieder glücklich sein darf
Das Wiedererwecken
von Toten ist dann
ganz einfach
Wenn ich das Gedicht lese, entsteht bei mir der Eindruck, als ob es nötig und vor allem möglich ist, Wunder zu erleben. Die Vorübungen führen mich in verschiedene Bereiche.
Da ist das Haus, das zerstört wurde. Vielleicht stand es lange leer, war verschlossen. Die Zerstörer sprachen ihm die Daseinsberechtigung ab. Nun kommt jemand, der dieses Haus herbeisehnt. Ihm ist die geöffnete Tür wichtig. Ist das eine Garantie dafür, dass das Haus - egal wie alt es ist - bleiben (zurückkehren) darf?
Die stillstehende Uhr nur ansehen, lange ansehen ... und damit nicht irgendeinen Zeiger aktivieren, sondern ausgerechnet den, der die kleinsten Zeitabschnitte zählt.
An den Menschen denken, der einst der liebste war, so lange an ihn denken, bis die Liebe zurückkehrt zu dem, der denkt. Das wird ihn glücklich machen.
Sind diese Vorübungen von Erfolg gekrönt, wird der Übende auch Tote wiedererwecken können - welch starke, kraftvolle Bilder!